Waking Life

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Als ich den Film zum ersten mal auf englisch sah, hab ich nicht gerade alles sonderlich gut verstanden. die Thematik von dem Film war mir klar, und anhand einer Inhaltsangabe kam ich auch einigermaßen gut mit.

Mittlerweile habe ich mich selbst intensiv mit dem Thema "Träume" und "Klarträume" beschäftigt, und als ich den Film nun ein zweites mal gesehen habe, war mir einiges klarer und vertrauter.

Die Bilder, jede einzelne Einstellung in diesem Film spricht für sich. Zuerst wurden die Szenen normal gedreht und im Nachhinein dann übermalt. Der Comic-Stil ist einfach einzigartig, alles wackelt, sieht manches mal richtig surreal und manchmal schon fast wieder real aus. Gerade das gibt dem ganzen Film diesen Traum-Touch. Jeder, der sich an seine Träume erinnert, weiß, dass es dort mit der Logik sehr weit her ist und man manchmal oben nicht mehr von unten unterscheiden kann.

Im Film trifft die Hauptperson in seinen Träumen auf verschiedene Charaktere, die versuchen, ihm den Unterschied zwischen Realität und den Träumen nahe zu bringen. Er selbst ist "gefangen" in seinen Träumen, jeden morgen muss er aufs neue feststellen, immer noch in seiner Traumwelt zu sein.
Die Dialoge sind recht schwer, wer dem Englischen nicht gerade verfallen ist wird seine Probleme mit der englischen Version haben (ich weiß nicht, ob es eine Deutsche gibt). Auch könnten etwas längere "Verschnaufpausen" zwischen den philosophischen Dialogen liegen, damit man sich eingehender mit der jeweiligen Thematik befassen könnte.

Dennoch, ein erstaunlich origineller Film, der nicht nur durch seine "Zeichentechnik" überzeugt!

>>By Yatu   (Thursday, 1 May 2003 14:19)



Kann mich vorerst meinem Vorredner anschließen, mit dem kleinen prädikativen Zusatz: der mit Abstand BESTE Film, den ich jemals gesehen habe. Aber sowas ist natürlich subjektiv.

Was mich daran beeindruckt hat, war keineswegs das Thema Klartraum (lucid dream), sondern genereller die Frage nach der Konsistenz von Realität. Wenn zum Beispiel die zweite Rednerin von sprachlicher Symbolik erzählt, und zumindest mich dabei an Shopenhauers "Die Welt als Wille und Vorstellung" (1819) erinnert, dann beginne ich als Laie selbst zu fragen. Überhaupt ist denke ich die Befähigung zur Frage, das, was diesen Film ausmacht.

Auf dem Einband des Buches "VALIS-Trilogie" (1984) von Philip K. Dick (welches übrigens am Ende des Filmes Erwähnung findet und hier als Lesetipp dienen soll) schreibt die FAZ (FAZ ?) über die Trilogie (in etwa):
"[...] klappt man das Buch am Ende der langen Nacht zu. Philip K. Dick lässt uns hier als wahrhaft freie Denker zurück."

So etwas könnte man wohl auch über Richard Linklaters "Waking Life" sagen. Neben der ungewöhnlichen Umsetzung (ein vektorisierter uns entsprechend mich Effekten belegter Realfim?) ist auch inhaltlich nicht an Hollywood zu denken, vielle weil der Film Inhalt HAT?

Das beginnt schon mit dem einem der ersten Redner, einem Philosophie Professor, der über Sartre spricht...
"The reason why I refuse to take existentialism as just another French fashion or historical curiosity is that I think it has something very important to offer us for the new century. [...] And when Sartre talks about responsibility, he's not talking about something abstract. He's not talking about the kind of self or soul that theologians would argue about. It's something very concrete, like you and me talking, making decisions, doing things and taking the consequences. It might be true that there are six billion people in the world and counting; nevertheless, what you do makes a difference. [...] It's always our decision who we are."

Da es niemand für nötig hielt, diesen Film in deutscher Sprache herauszugeben (es gibt zwar eine Fernsehversion, die auch schon gesendet wurde, aber keine deutsche DVD), werde auch ich beim Original bleiben und keine Übersetzungen liefern. Inhaltlich setzt der Film weitaus mehr vorraus, als er das sprachlich tut: Wer kein Englisch kann, sollte den Film sowieso vergessen.

Neben den Philosophen und "philosophischen" kommen auch Naturwissenschaftler zu Wort: " Think about how it happens. There's some electrical activity in your brain, your neurons fire, they send a signal down into your nervous system, it passes along down into your muscle fibers, they twitch, you might reach out your arm. It looks like it's a free action on your part, but every part of that process is actually governed by physical laws, chemical laws, electrical laws, and so on." Damit werden auch aktuelle Diskussionen a lá "Hirnforschung VS. Willensfreiheit" aufgegriffen.

Auch einige "Exoten" ergreifen hier das Wort, wobei ich mit diesem Ausdruck allein den nicht wissenschaftlichen oder populärwissenschaftlichen Hintergrund ihrer Aussagen meine, nicht etwa Trivialitäten wie das Aussehen:
Ein Mann, der einen Benzinkanister trägt läuft mit dem Protagonisten die Straße entlang und redet: "Self-destructive man feels completely alienated, utterly alone. He's an outsider to the human community. He thinks to himself, "I must be insane." What he fails to realize is that society has, just as he does, a vested interest in considerable losses, in catastrophes. These wars, famines, floods and quakes meet well defined needs. Man wants chaos. In fact, he's got to have it. Depressions, strife, riots, murder, all this dread. We're irresistibly drawn to that almost orgiastic state created out of death and destruction. It's in all of us. We revel in it. Sure, the media tries to put a sad face on these things, painting them up as great human tragedies, but we all know the function of the media has never been to eliminate the evils of the world. No! Their job is to persuade us to accept those evils and get used to living with them. The powers that be want us to be passive observers. You got a match? And they haven't given us any other options outside the occasional purely symbolic participatory act of voting. You want the puppet on the right or the puppet on the left? I feel the time has come to project my own inadequacies and dissatisfactions into the socio-political and scientific schemes. Let my own lack of a voice be heard."
Dann zündet er sich an.

Provokant? Nein. Eher zeitgemäß. Für alle, die noch nicht wissen was sie studieren wollen, und alle die schon studieren. Keine leichte Kost. Auch für Menschen, die firm in ihrem Englisch sind, sind alle Teile erst nach einigen Anläufen entschlüsselt: eine lange Spielzeit und gigantisch viel Inhalt verhindern ein Komplett-verständnis bei Versuch Eins. Tortzdem: Anschauen!!!

>>By roquentin   (Monday, 10 Oct 2005 15:02)



Ich bitte, die vielen Rechtschreibfehler, die ich erst nun bemerke zu entschuldigen, meine Tastatur scheint auf einen Badeurlaub im Jordan zu planen.

Vergessen habe ich:

Im März (?) 2006 kommt ein neuer Linklater Film in die Kinos: "A scanner darkly".
Im gleichen Stil wie "Waking Life" gedreht und auf Grundlage des gleichnamigen Romans von Philip K. Dick scheint das ein vielversprechendes Projekt zu werden. Die Hauptrolle hat übrigens Tom Cruise (!?).

"A scanner darkly" ist auf deutsch unter dem Titel "Der dunkle Schirm" erschienen, wahrscheinlich wird auch der Kinofilm eine entsprechende Titelveränderung erfahren.

Wer Philip K. Dick nicht kennt sollte sich auf www.philipkdick.de mal die Bibliographie ansehen bzw. die für Film-Fans noch weit beeindruckendere Filmograhie.

>>By roquentin   (Monday, 10 Oct 2005 15:07)



Ich habe Waking Life auf Deutsch gesehen. Ich stimme zu dass es einer der genialsten Filme ist den ich je geshen habe. Für mich liegt der Sinn des Filmes eher in der Definition der Realität. Sozusagen wird uns klar gemacht das es eigentlich keine Objektive Realität geben kann.
Oder ist das alles ein Traum. Man wacht auf und das wieder und wieder....
Da bleibt einfach nur noch zu sagen "Ich zweifele also bin ich".
Der Film hat mich gelernt die Definition Realität mit anderen Augen zu sehen.

>>By Pandoras   (Friday, 4 Nov 2005 23:52)



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