A Bout De Souffle

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Hach ja, Godard. Gestern habe ich einmal seine wunderbare "Maria & Joseph"-Variante gesehen. Da er hier nicht existiert, will ich doch einfach mal zum Ausdruck geben, wie sehr ich "A Bout De Souffle", zu deutsch: "Außer Atem", mag.

Mit diesem Film begründete der ehemalige Filmkritiker Jean-Luc Godard damals die Nouvelle Vague. Er beginnt mit einem der wohl interessantesten Selbstgespräche der gesamten Filmgeschichte. Der Autodieb Michel fährt in einem geklauten Wagen über eine lange Straße, ist bester Laune und spricht mit sich selbst. Als die Polizei ihn zu verfolgen beginnt, biegt er rechts ein und wartet, bis alle vorüber sind. Gerade will er wieder losfahren, als ein „Bulle“ mit seinem Motorrad zurückgefahren kommt. Aus Angst, ins Gefängnis zu müssen, erschießt Michel ihn. So beginnt eines der Meisterwerke des französischen Kinos – „Á bout de souffle“, zu deutsch: „Außer Atem“. Godard besaß wenig Geld. Doch nach einem Szenarium seines Freundes Francois Truffaut drehte er dennoch einen Film. Keiner hatte erwartet, dass Godard über nach durch dieses Werk einer der wichtigsten Filmemacher der „Nouvelle Vague“ und überhaupt werden würde. Der Film erzählt dieses Kapitel im Leben des Michel weiter. Er kommt bei der amerikanischen Studentin Patricia unter. Er verliebt sich in sie – aber ob sie desgleichen für ihn empfindet, ist unklar. Um ihm zu beweisen, dass sie ihn nicht liebt, verrät sie ihn schließlich an die Polizei. Sie erzählt es ihm – noch hätte er Zeit zu fliehen. Noch hätte er Zeit, alles zu verändern. Wie Michel schließlich stirbt, ist schon fast legendär – er liegt am Boden, während sie über ihm steht. Er sagt: „Du bist wirklich zum kotzen!“ Schon oft fragte sie in gebrochenem Deutsch, seiner Ausdrucksweise nicht ganz mächtig, was er denn meine. So fragt sie: „Was ist das? Kotzen?“ Ein Dabeistehender dolmetscht: „Er findet sie zum kotzen“. Dann stirbt er. Godards kleines Meisterwerk macht aus, dass er kein kalter, grauer Gangsterfilm ist. Er ist auch Liebesfilm. Kein kitschiger, schmalziger Liebesfilm. Eher eine gefühlvolle, nicht von Problemen gefreite Romanze, die sich zwischen Michel und Patricia abspielt. Außerdem blitzen immer wieder Elemente des Humors hervor. In Form witziger Dialoge oder kuriosen Situationen. Allerdings niemals albern oder übertrieben. Godard spart mit solchen Mitteln, wendet sie aber ab und zu an, um den Film eine gewisse Seele zu verleihen. So ist „Außer Atem“ vieles in einem – aber nicht zuviel. Er wirkt niemals überfrachtet. Auch dank der guten Darsteller ist „Außer Atem“ ein in jeder Hinsicht gelungener Film, der bereits zum Klassiker avancierte.

>>By Burnham   (Tuesday, 6 Apr 2004 09:04)



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